Alfred und Ulrich Lindemann

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Einleitung

 

Straßennamen haben heute oft nur noch organisatorische Bedeutung. Das war früher einmal anders. Da wiesen sie noch auf bestimmte Landschaftsformen, auf Bäume, Sträucher, Tiere, Flüsse und Bäche hin.

Auch mancher Familienname alteingesessener oder verdienter Bürger, von Industriepionieren sowie Flur- und Gewannbezeichnungen fanden sich in Straßennamen wieder. Der heutige Bürger kann in manchen Fällen mit einem alten Straßennamen nichts anfangen, weil er die Sprache der Vorfahren nicht versteht. Da hat er es schon einfacher mit Dichter-, Städte- und Ländernamen, mit Namen von Königen und Königinnen, Kaisern und Kaiserinnen, Politikern und Politikerinnen, mit Vornamen, die es in jeder Gemeinde gab. Bei Gebietsreformen oder Eingemeindungen führte das zu Namenshäufungen und damit zu Umbenennungen. So war das auch bei der Gemeindewerdung von Oberhausen und den späteren Gebietszuwächsen durch Eingemein-

dungen nach Oberhausen.

 

1862 Gründung der Gemeinde Oberhausen. In den persönlichen Aufzeichnungen des ersten Bürgermeisters der Gemeinde Oberhausen, Friedrich Schwartz, heißt es in seiner chronologischen Übersicht zum 25-jährigen Jubiläum der Stadt Oberhausen 1887 am 18. November 1861:

"Allerhöchste Cabinets-Ordre betr. die Bildung der Bürgermeisterei Oberhausen aus den Gebietstheilen:

a.Die Bauernschaft Lippern und Lirich der Gemeinde und Bürgermeisterei Borbeck des Kreises Essen.

b.Der nördlich gelegene Bestandtheil der 3 Gemeinden Dümpten, Styrum und Alstaden, Landbürgermeisterei Mülheim a. d.Ruhr des Kreises Duisburg.

c.Der östlichen Spitze der Gemeinde Meiderich, Landbürgermeisterei Ruhrort des Kreise Duisburg.

d.Dem östlich von der Oberhausen-Dorstener Staatsstraße gelegenen Teil der Gemeinde Beeck, Bürgermeisterei Holten, Kreis Duisburg. Diese neu-

gebildete Gemeinde und Bürgermeisterei Oberhausen wurde dem Landkreise Duisburg zugewiesen."

 

Gebietszuwächse erfolgten:

 

1909 aus Teilen der Gemeinde Buschhausen,

1910 aus Alstaden, aus Teilen der Gemeinden Styrum und Dümpten,

1915 aus Teilen der Gemeinden Borbeck, Dellwig und Frintrop,

1929 erfolgte die Zusammenlegung der Städte Oberhausen, Osterfeld und Sterkrade.

 

Nach Sterkrade wurden eingemeindet:

 

1909 Buschhausen,

1917 Holten und große Teile von Hiesfeld (Schmachtendorf).

Man kann sich sicher vorstellen, daß viele Straßen ihre Namen mehrmals ändern mußten.

 

Schließlich trug die Zeit des Nationalsozialismus (1933 bis 1945) dazu bei, viele Straßen nach den Vorstellungen der damaligen Machthaber umzubenennen.

 

Selbst heute werden immer wieder Straßen umbenannt, um Menschen in Erinnerung zu behalten, die sich um das Gemeinwohl verdient gemacht haben.

 

Aus der geschichtlichen Entwicklung erklären sich ebenfalls manche Straßennamen; insbesondere gilt dies für die älteren Wege. Andere knüpfen an ört-

liche und volkstümliche Begebenheiten an, die oft auch in Katasterbezeichnungen festgelegt sind. Wieder andere sind auf bestimmte Vorkommnisse, Personen und Familien zurückzuführen, wobei auch besonders die Schlachten und Heerführer der Kriege 1813/15 und 1864 bis 1871 manchen Namen geliefert haben. Heute mag es scheinen, daß einige Straßennamen willkürlich klingen, ohne Bezug zum Umfeld stehen oder mangels bestimmter Anhaltspunkte jeder Erklärung trotzen und dadurch leicht zu falschen Schlüssen führen.

 

Bei der postalischen Erfassung der Städte Oberhausen, Osterfeld und Sterkrade waren diese in Sektionen eingeteilt. So war z. B. Sterkrade in neun Sektionen gegliedert, wobei 1902 in der Sektion I 25 Straßen erfaßt waren. Das gleiche Verhältnis im System galt auch für Buschhausen, Holten, Oberhausen und Osterfeld. 1904 waren alle Straßen numeriert und postalisch erfaßt.

 

Die Umbenennungen der Straßen nach der Zusammenlegung von Oberhausen, Sterkrade und Osterfeld (1929) zogen sich aus verschiedenen Gründen bis 1937 hin. In erster Linie waren es wohl die Kosten, die gescheut wurden oder nicht auf einmal aufgebracht werden konnten. Jedoch gab es auch Widerstand aus der Bevölkerung, insbesondere aus den Kreisen, die auf Heimatpflege großen Wert legten (teilweise auch Kirchturmsdenken).

 

Schwierig ist die Eingrenzung der einzelnen Stadtteile und ihrer Bezirke. Die Eingemeindungsgrenzen sind noch heute auf dem offiziellen Oberhausener Stadtplan erkennbar. Unklar sind die Abgrenzungen der alten Gemarkungen, Bauernschaften und Stadtteile, wie z. B. Alsfeld, Tackenberg, Stemmersberg, Rolandviertel oder Schlad. Oft ist die Straßenmitte die Grenze wohingegen auch einige Straßen durch mehrere Stadtbezirke verlaufen. Schul- oder Pfarrbezirke sind nur ungenaue Bezugsgrenzen. Politische Wahlbezirke sind in keiner Weise identisch mit den historischen Stadt- und Gemeindeunterteilungen.

 

Im Laufe der Zeit sind im ganzen Stadtgebiet 80 Straßen weggefallen. Sie sind teils von der Industrie überbaut worden oder sind dem Kanal-,Eisenbahn- und Autobahnbau zum Opfer gefallen. Alte Straßen mußten neuen Straßen weichen. Einige Straße sind auch durch kommunale Neugliederungen abgemeindet worden.

 

Heute leben in Groß-Oberhausen an ungefähr 500 Kilometern Straßen etwa 226.000 Menschen auf einer Fläche von 77,03 km2.

 

 

Alfred & Ulrich Lindemann

Erste CD-Rom Auflage

Oberhausen, im Herbst 2000

 

 

Zum Geleit

 

Alfred Lindemann und sein Sohn Ulrich Lindemann legen den Text und das Layout für ein Buch vor, das die Straßennamen der Großstadt Oberhausen als Geschichte der Straßen und der Stadt untersucht (>500 Kilometer Oberhausener Straßengeschichte.

Es sind über 1 000 Straßen.

Eine solche Forschung ist selten.

Für Oberhausen gab es bis dahin keine.

Sie ist wichtig, weil sie zu den Grundlagen der Ortsgeschichte gehört.

Das Buch hat den Charakter eines solchen Handbuches.

Wir erfahren bereits dadurch, wie interessant eine Stadt ist.

Diese Forschung ist in der ersten Ebene eine Bestandsaufnahme.

In einer weiteren Ebene erfahren wir knapp, aber ausführlich die Bedeutungen der Namen.

Knapp sind alle wichtigen Sachverhalte dargestellt.

Hier findet der Leser eine Anzahl überraschender, gut fundierter Einsichten.

In einer dritten Ebene wird uns der Wandel der Bezeichnungen im Laufe der Stadtgeschichte dargestellt hervorgerufen durch Gebiets-Zusammenlegungen, auch Abtretungen und politische Veränderungen.

Auch Straßennamen, für die die Autoren jeweils das früheste Auftauchen oder Entstehungsdatum angeben, drücken Zeitgeschehen und seinen Wandel aus.

In ihnen spiegeln sich Wertschätzungen für Sitten und Gebräuche, lokale und überlokale Leitpersonen, ein Verhältnis zum gemeinsamen Gedächtnis, oft auch Ideologie und Propaganda.

Die beiden Autoren stellen mit größter Aufmerksamkeit dar, was ihnen begegnet, aber sie bewerten nicht.

Anschaulich erfahren wir die Geschichte der Herausbildung des Stadt-Gebietes.

Darüber hinaus geben in Auswahl eine Anzahl Abbildungen Eindrücke über das heutige Aussehen einer Anzahl dieser Straßen.

Diese Abbildungen sind eine Zutat, eine systematisch Foto-Kampagne wäre kaum machbar. Die Auswahl ist jedoch verdienstvoll, weil wir damit etwas vom anschau

lichen Charakter der Straßen erfahren.

Alfred Lindemann ist Oberhausen aufs engste verbunden.

Er hat hier ein vierzigjähriges Arbeitsleben im Bergbau verbracht, wo er lange Jahre Steiger war.

Er nutzte die bergbauübliche Frühpension dazu, sich diese Aufgabe zu stellen.

Das ist bereits kulturpolitisch ausgezeichnet: Da nimmt eine Person den demokratischen Aufruf ernst, eine Bürgergesellschaft zu bilden, in der der einzelne wach, intelligent und tätig ist.

Das Beispiel zeigt, welche Ressourcen eine Stadt besitzt.

Der Anspruch der Arbeit ist Wissenschaft.

Alfred Lindemann und Ulrich Lindemann haben ihn in ausgezeichneter Weise erfüllt.

Die Recherche hat sämtliche Quellen einbezogen, besonders Adreßbücher und Karten, aber auch alle wichtige ortsgeschichtliche Literatur.

Die Forschung der Autoren ist quellenkritisch und präzis.

Sie arbeiteten umsichtig und vergleichsfähig.

Darstellerisch hat das Werk eine angenehme Atmosphäre sowie vor allem eine genaue und klare Sprache.

Das Buch ist hervorragend lesbar.

Fast so etwas wie eine kurzgefaßte Enzyklopädie der Großstadt.

Typografie und Grafik sind übersichtlich.

Das Werk bedient die Wissenschaft und ist zugleich allen zugänglich.

 

Der Autor, der sich Tag für Tag mit dem Fahrrad in seiner Stadt bewegt und außerordentlich viel unterwegs ist, stellt ein herrliches Beispiel für einen neugierigen und tätigen Zeitgenossen dar.

Was dabei an Bildung herauskommt, zeigt dieses sehr schöne Buch,

 

Prof. Dr. Roland Günter